Was soll man über Fred sagen?
Fred, der seit seiner Geburt nur zwei Jahre lang in einer Wohnung lebte, in der kein Klavier stand. Obwohl er das Instrument am Anfang ganz falsch eingeschätzt hat: Nachdem er jahrelang seinem Vater beim Klavierspielen zugehört hatte, war Fred der festen Überzeugung, dass a) man als Pianist immer nur mit weit ausholenden Bewegungen auf die Tasten dreschen kann, deshalb b) ein Klavier nur höllisch laut spielen kann und dass c) die schwarzen Tasten nur zur Verzierung da sind, da es grundsätzlich nur C-Dur gibt (eine Tonart, in der man zugegebenermaßen gut mitklatschen kann).
Fred kann auch Schifferklavier spielen, das hat ihm sein Vater beigebracht. Daher machten auch die vielen schwarzen Knöpfe für die linke Hand über Jahre hinweg keinen Sinn, denn mit denen spielt man andere Tonarten als C-Dur (in denen man aber manchmal auch ganz gut mitklatschen kann). Eine Gitarre ist was feines: als Fred mit anderen spätpubertierenden Jungs am Lagerfeuer saß, der rote Fusel runde Füße bescherte und man nicht genau wusste, wofür die Mädels auch am Feuer saßen, da lernte er aus lauter Verlegenheit von den anderen Jungs die Wanderakkorde - und wisst Ihr was? Da gehen alle mögliche Tonarten (unter anderem C-Dur, was man prima mitklatschen kann).
Über die Jahrzehnte hinweg erarbeitete sich Fred mühsam andere (mitklatschbare) Tonarten, und dann das: Zwei Klavier- und ein Kirchenorgellehrer verzweifelten bei den Versuchen, Fred auch differenziertere Details beizubringen. Und nachdem er es begriffen hatte, versuchte er, seine Mitspieler in Rockbands davon zu überzeugen, dass man eben nicht immer nur laut spielen muss. Hach, wie die anderen Musiker das an Fred schätzen!
Und was sagt Marco über Fred?
Am besten fragen wir Marco mal nach seiner Meinung über Fred: "Also Fred, ja --- der ist nicht immer ganz einfach. Man muss ihn schon gut kennen, um mit ihm Musik machen zu können. Aber wenn man ihn richtig versteht, dann kann man mit ihm auf der Bühne perfektes Entertainment bieten, das habe ich von den ersten Tagen bei New Deal (1978) an begriffen. Dann kann man nicht nur den Leuten Spaß bringen, sondern auch selbst viel Spaß haben! Also mit dem im Duo - das ist klasse!"
Was sollte man da also noch über Fred sagen?
... doch, eine kleine Anmerkung wäre da noch:
Im Grunde hatte ich ja gar keine Wahl, wie die nachstehenden Bilder zeigen werden. Schon ganz früh haben mich meine Eltern an
die Tasten gesetzt, und nur unwesentlich später habe ich Marco kennen gelernt. Aber sehen Sie selbst die Details...
Also ... das war wohl so mit knapp zehn Jahren. Wenn andere Kinder nach dem Sandmännchen (natürlich West) ins Bett gingen, dann durfte (von wegen: er musste!) der Bub nochmal üben. Gut, das Gesicht war gewaschen, die Zähne geputzt, der Schlafanzug schon an und der Ranzen gepackt. Aber dann drohte nochmal ganz mächtig der gute alte Diabelli mit seinen diabolischen Läufen...
Übrigens: Das Loch klaffte nicht in den Noten, sondern gähnt mitten im Bild. Aus einem Album herausgerissen.
Aber an diesem Diabelli habe ich mich bald gerächt. Nach einer (auch heute immer wieder aufflackernden) Phase des Blues gab es nur noch den Rock'n'Roll; Blind Lemon Jefferson, Mister Eddie Cleanhead Vincent, Champion Jack Dupree und Big Bill Broonzey wurden abgelöst, erst von Jerry Lee Lewis, dann von Johnny Winter und dann gab's kein Halten mehr: Deep Purple, Uriah Heep, Free, MC5 und dann doch wieder Deep Purple - danke, Jon Lord!
Dieses frühe Bekennerbild (Fotoautomat im Offenbacher Hauptbahnhof) spricht Bände...
Wohl dem Messi, der alles mögliche an seiner Pinnwand aufhebt!
Im Jahre 1978 trommelten wir dann eine Band zusammen (immerhin schon die dritte, in der ich mein Unwesen trieb); die Band gab es genau 40 Jahre lang: New Deal. Aber die Herrschaften auf dem Bild sind nicht mehr im Geschäft , bis auf die zwei in der Mitte (Gründungsbesatzung: Brownie, Günter, Kratzer, Hagen - und halt Marco und ich).
Dieses schöne Bild wurde Ende der 70er aufgenommen in unserer musikalischen Heimat, dem Musikclub Schlachthof Offenbach (der ist auch nicht mehr im
Geschäft), natürlich cool, ganz cool postiert auf einem alten Lkw, der auch nicht mehr im Geschäft ist.
Schauen wir uns doch einmal eine Ausschnittsvergrößerung des letzten Bildes an. Was will uns diese Geste des Herrn im dunklen T-Shirt mit der Piloten-Sonnenbrille sagen? Musste er sich festhalten, weil er sonst betrunken vom Laster gesunken wäre? Oder sollte dies den innerbetriebliche Zusammenhalt in der Band versinnbildlichen? Sollte das ein corporate identity erzeugen? Wollte er damit sagen "das Rüschenhemd stört mich nicht, ich halt trotzdem zu Dir!"? Oder heißt das etwa doch schon: "weißte was, Marco, in 35 Jahren machen wir ein Duo auf!"? Ja, war denn schon damals diese Weitsicht gegeben?
Keine Ahnung...
Ach ja: Rüschenhemd und Pilotensonnenbrille sind auch nicht mehr im Geschäft.